Das soll wohl hoffentlich ein schlechter Scherz sein: Seit Anfang des Jahres fahre ich ein Mercedes Benz Full Suspension Bike, sprich ein Mountainbike. Das durchaus sportliche Gerät habe ich wirklich lieb gewonnen. Da ich sehr auf Geschwindigkeit fahre und weniger Downhill unterwegs bin, steige ich regelmäßig vom Rennrad ab und benutze das Mountainbike, um die Wälder rund um Köln unsicher zu machen. Nun müssen einige Simmeringe ausgetauscht werden, um die AMP Federgabel nicht durch eindringenden Dreck zu beschädigen. Das sollte ja kein Problem sein, schließlich bietet Mercedes ja einen entsprechenden Service an, dachte ich zumindest.

Später allerdings dachte und hoffte ich vielmehr, ich höre nicht richtig! Meine Anfrage bei Mercedes wurde nach zwei Tagen per Mail beantwortet: Die Firma Rotwild, von denen das Fahrrad ursprünglich ist, habe "negativ" geantwortet. Ersatzteile seien nicht mehr vorhanden.

Betrachten wir mal nüchtern die Fakten: Ich kaufe ein Fahrrad, dass vor acht Jahren ca. 3.000 Euro gekostet hat, um genau zu sein 5.990 DM. Das Rad hat also durchaus den Wert eines halben Kleinwagens ohne Mercedes-Stern. Dann gehen nach sieben bis acht Jahren Dichtungen kaputt, was nicht anders zu erwarten ist, die Gummiringe wurden einfach porös. Und Mercedes schreibt dann lapidar, eine Reparatur sei nicht mehr möglich? Mit anderen Worten: Eine längere Lebensdauer war für das Fahrrad nie vorgesehen? Dass Dichtungen kaputt gehen, ist ja keine Frage von Unfällen, sondern einfach Gebrauchsverschleiß, den man mit einkalkulieren müsste.

Ich habe jetzt an AMP Research in den Staaten geschrieben, die auf Ihrer Seite immer noch Support für die Federgabeln anbieten, auch wenn sie sich aus dem Geschäft inzwischen zurückgezogen haben. Die Anfrage läuft noch, ich warte gespannt ab. Aber das war mit Sicherheit der letzte Mercedes von bereits einigen, die ich gekauft habe!

Update vom 10.6.: Auf meine Mail, ob es die übliche Geschäftspraxis von Mercedes sei, dass hochpreisige Geräte nach acht Jahren nicht mehr mit Ersatzteilen beliefert würden, habe ich keine Antwort erhalten, bisher zumindest. Auf Anfrage bei der Firma Rotwild, Hersteller des Rades, bekam ich zur Antwort, die Gabel sei schon 11 Jahre alt und würde nicht mehr gebaut, ich solle mir eine neue Federgabel einbauen. Zur Erinnerung: Wir reden hier über den Austausch einiger Dichtungsringe! Die Firma AMP würde inzwischen keine Räder mehr bauen.

Der eigentliche Kracher allerdings ist die Tatsache, dass ich gerade ohne Probleme die Ersatzteile bei AMP Research in den USA bestellt habe. Entgegen der Annahme nämlich, das ginge nicht, legen die großen Wert auf die Lieferbarkeit ihrer Ersatzteile, auch wenn sie inzwischen keine neuen Teile mehr bauen. Die Recherche, um dies herauszubekommen, hat mich ungefähr 15 Minuten gekostet, inklusive des Verfassens der anfragenden Mail. Kaum 24 Stunden später ist meine Bestellung heraus geschickt, die Lieferung wird in ca. zehn Tagen geschehen. Bei der Gelegenheit habe ich mir noch andere Teile schicken lassen, die sicherlich auch einem Austausch entgegen streben. Ein Ersatzteil war nicht mehr auf Lager, und sie haben sich entschuldigt, dass es zwei bis drei Tage dauert, bis sie dies nochmal hergestellt haben. Noch Fragen?

Update vom 12.6.: Mercedes hat sich nun doch gemeldet, deutlich bemühter und immerhin mit der Bereitschaft, alles zu versuchen, die Ersatzteile heranzuschaffen. Ich habe dankend abgelehnt, schließlich sind sie ja bereits unterwegs. Rotwild hingegen hat sich, wenn ich alle Aussagen richtig interpretiere, gar nicht mehr bewegt, bis auf die erneute Beteuerung, dass das alles furchtbar kompliziert sei, wenn es überhaupt noch Ersatzteile geben sollte. Das Rad – das muss ich gestehen, nachdem ich heute wieder gefahren bin – ist super. Der Service allerdings hat ein Niveau, dass ich kein Fahrrad in der Preisklasse dort kaufen würde.