Liebe grammatikalisch Mitleidenden, wie oft habe ich schon am Tisch gesessen und mir die Frage gestellt, welches Geschlecht nun eigentlich mein vor mir liegendes Lebensmittel hat. Zugegeben, die deutsche Sprache ist in den meisten Fällen sehr eindeutig. An männlichem Blumenkohl ist ebenso wenig Zweifel wie an der sprachlichen Weiblichkeit einer Gurke. Doch es gibt immer wieder Zweifel auf dem Küchentisch, meist genährt durch die freundliche Nachfrage der Ansässigen, das eine oder andere unerreichbare Objekt der Begierde über den Tisch zu reichen.
Meist reicht ein kurzer Blick in die papierbasierte Lexikon-Reihe, um Zweifel aus dem Weg zu räumen. Schwierig allerdings wird es bei Eigennamen, die durch geschicktes Marketing bereits den Weg als Produktbezeichnung in die Alltäglichkeit gefunden haben. So brachte folgender Satz doch eine recht interessante Diskussion zu Tage: „Gib mir mal bitte die Nutella!“
Es ist uns bisher nicht gelungen, einen zufriedenstellenden Konsens herzustellen. Ich traue einer Creme keine Geschlechtszugehörigkeit zu und plädiere für ein neutrales „das“. Doch auch ohne Argument wurde „die“ Nutella-Weiblichkeit ungemein vehement verteidigt. Logische Argumente sind eben nicht alles, auch Gefühle – bekanntlich durch Schokolade potentiell verstärkt – verlangen Gültigkeit und Gehör.
Wie schön, dass der Blog da eindeutig ist. Oder nicht? Heißt es eher „das Blog“? Ein Blick in den Duden beweist, es geht beides! Und während „der oder das Blog“ bereits entschieden ist, ergeben sich durch die Regeln der deutschen Sprache ebenfalls weitere Wörter, deren Artikel vollkommen geklärt sind: Der Blogger, die Bloggerin, das Blogging-Programm, das Blogging. Wäre da nicht ein einsames Leerzeichen, das wiederum Zweideutigkeit erlaubt. Ich fordere damit neben einem neutralem Nutella: Der Blog ging!
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