Hamburg ist Umwelthauptstadt – Man fragt sich nur „Warum?“! Wenn man mit offenen Augen durch die durchaus schöne Metropole geht, muss man leider feststellen, dass in punkto „Umwelt“ ein erheblicher Nachholbedarf besteht. Die Papiercontainer direkt hinter meiner Wohnung werden in viel zu langen Intervallen geleert, die vollen Kisten stapeln sich meist schon so hoch, wie die Container selbst sind, bevor der ganze Dreck – aufgeweicht und großflächig verteilt – beseitigt wird. Die Container mit Verpackungsmüll hingegen sind praktisch immer leer – Mülltrennung gehört ganz offensichtlich nicht zum Lieblingssport der hier wohnenden Bevölkerung. Doch auch die Stadtverwaltung selbst hat Ihre Hausaufgaben nicht gerade gründlich erledigt. Ein bitteres Beispiel: Die Fahrradwege in Hamburg.An dieser Stelle allerdings zuallererst ein Kompliment an die Gelassenheit der Fahrradfahrer. Während die Autofahrer in Hamburg jeden Tag beweisen wollen, dass ihre Hupe auch im Dauereinsatz der Belastung gewachsen ist, habe ich es selten erlebt, dass Fahrradfahrer in Hamburg sich gegenseitig beschimpfen. Und dabei wäre dazu durchaus Anlass gegeben. In den seltensten Fällen kann man einen Fahrradweg auf der richtigen Straßenseite für mehr als 300 Meter befahren, ohne dass ein anderer Zweirädler verbotenerweise entgegenkommt.L

Mit dieser Tatsache einfach umzugehen, im Zweifel auch mal für sich selbst zu nutzen (NEIN, das ist KEIN Aufruf! Es ist NICHT erlaubt!) im Zweifel sich zu freuen, bei einem Fahrfehler nicht direkt vom Weg geklingelt zu werden, das ist doch deutlich angenehmer und sollte vielen Autofahrern als Vorbild zu tolerantem Verhalten dienen, genau wie Fahrradfahrern in anderen Städten. Doch vermutlich ist diese Toleranz auch dringend notwendig und reiner Selbstschutz, denn die Fahrradwege in Hamburg sind streckenweise in einem desolaten Zustand, so dass gegenseitige Toleranz der einzige Weg zur Unfallvermeidung ist.

Ein Beispiel dieser glanzlosen Asphalt-Katastrophe ist der Fahrradweg entlang der Alsterkrugchaussee, zwischen Hindenburgstraße und Sengelmannstraße. Auf immerhin etwa 700 Metern ist die Asphalt-MDecke entweder nicht vorhanden oder so von Wurzeln durchzogen, dass ein Fahrrad selbst mit Federung mächtig ins Wackeln kommt, aufsitzende Personen eingeschlossen. Und da der Berufspendler für gewöhnlich nicht auf dem „Fully“ unterwegs ist, sondern mit seinem liebgewonnenen City-Bike, wird die Rütteltour unerträglich.

Was bleibt, ist zum einen die korrekte Reaktion, nämlich ein Ausweichen auf die Straße. Das kann auf dieser Straße ganz schnell sehr gefährlich sein, zweispurig und meist zu schnell befahren, mit dazu untoleranten Personen, die nicht wissen, dass eine Benutzung eines nicht befahrbaren Fahrradwegs nicht obligatorisch ist. Zum anderen kann man illegalerweise den Fußgängerweg benutzen, der zwar nicht viel besser als der Radweg, aber immerhin weniger wellig befahrbar ist. Wenn jetzt Fahrradfahrer diesen Fußgängerweg zweispurig nutzen, weil auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Bild noch verheerender ist, dann wird es schnell eng. Ein übersehender Fußgänger – als einziger zurecht auf diesem Weg – ist genauso gefährdet wie die Radler. Der Radfahrer kann sich also entweder in Gefahr bringen, oder in Gefahr bringen. Oder natürlich Auto fahren.

Dieser Straßen/-Abschnitt ist nur ein Beispiel für ein kurzes Stück Fahrradweg, das seinen Namen nicht verdient hat. Von einer Umwelthauptstadt kann man mehr, nein MUSS man mehr erwarten. Den Titel abzugeben, wäre nur Makulatur. Die Fahrradwege in einen besseren Zustand zu bringen, wäre dagegen „echte“ Investition in eine sauberere Stadt.

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