Sie laufen im Augenblick in Hundertschaften über Feldwege, Waldwege und Straßen und werden nicht selten Opfer unaufmerksamer Passanten, die ohne auf den Boden zu blicken alles niederwalzen, was sich nicht schnell genug bewegen kann. Die Mistkäfer sind unterwegs. Besonders beim Laufen widerstrebt es mir, vollkommen grundlos die Tierchen niederzutreten, beim Radfahren versuche ich ebenfalls, kleinen schwarzen Punkten auf dem Boden auszuweichen. Die Masse der bereits im wahrsten Sinne des Wortes geplätteten Tierchen ist allerdings enorm.
Dabei können die Käfer fliegen. Warum sie dann im Schneckentempo gefährliche Wege kreuzen, wird sich mir vermutlich nicht erschließen. Andererseits laufe ich ja auch durch den Wald, obwohl vor meiner Haustür ein Auto steht. Machen Mistkäfer Frühsport?
Sympathie würde ich es nicht nennen, was mich Vorsicht walten lässt, um die Tierchen zu schonen, es ist mehr der Respekt vor dem Leben allgemein. Dass ich damit richtig liege, bewies einer der Käfer gestern, der einmal nicht den unbequemen Fußweg gewählt hatte, sondern tief brummend ein Stück des Weges neben mir herflog, während die letzten Klänge von KASABIANs "U-Boot" ins Ohr hallten. Es hatte etwas mystisches, das Tier regelrecht beim Fliegen beobachten zu können.
Es sind diese Momente, meist kleine Augenblicke, rein pragmatisch wenige Sekunden, für die man gerne läuft. Das kann die Erkenntnis sein, sein Ziel erreicht zu haben, ein Regentropfen zur richtigen Zeit, oder halt ein Mistkäfer, der nicht plattgetreten wurde. Aus diesem Grund bitte ich um mehr Aufmerksamkeit beim Waldspaziergang.
0 comments