Ein Kurztrip über vier Tage führte mich nach Lissabon. Die Laufklamotten hatte ich dabei, eine mir neue Stadt zu erlaufen, gehört für eine Städtetour inzwischen einfach dazu. Über eine mögliche Route hatte ich mich vorab überhaupt nicht informiert. Ich wollte einfach loslaufen und schauen, wohin mich die Reise führt, zurück findet man dank GPS-Uhr ja eigentlich immer.
Das Hotel – “Hotel Americano” inmitten der Innenstadt, das auch nur aufgrund seiner Lage punkten kann und sonst nicht empfehlenswert ist – war Ausgangspunkt meiner 11.27 km langen Laufstrecke. Ziemlich gerade ging es dann Richtung Wasser, über die Küstenstraße bis zum Hafen, über eine Brücke in einen anderen Stadtbezirk, dann wieder ins Landesinnere. Die Rückreise ging über einen bzw. zwei steile Hügel inmitten der Stadt, Bergtraining, wie es in Köln selbst unter Zuhilfenahme des Mediaparks nicht möglich ist.
Meine Route durch Lissabon, dank openstreetmap nun auch mit lizenzfreier Karte.
Was schon bei langen Fußmärschen an den zwei Tagen zuvor aufgefallen war, bestätigte sich auch hier: Die Stadt ist unglaublich bunt. Aber, und das bleibt dem Standard-Touristen verborgen, auch arm, viel ärmer, als sich im Innenstadtkern erahnen lässt. Die maximale Ausdehnung der zufälligen Streckenführung führte mich durch eine Gegend, in der die Armut auf den Straßen sichtbar ist. Kaputte Fensterscheiben in bewohnten Häusern sind dort nicht die Ausnahme, und aggressive Blicke einiger Einwohner machten durchaus deutlich, dass ich nicht erwünscht war oder zumindest negativ auffiel als einer, der nicht hierhin gehört. Die freilaufenden Hunde sahen das ebenso und liefen mir kläffend hinterher, ohne von ihren Besitzern zurückgerufen zu werden.
Dass ich in diese Gegend geraten war, ist einfach Zufall gewesen, auf gar keinen Fall wollte ich “Armutsbesichtigung” betreiben, vermutlich wurde mir aber genau das unterstellt. So ziehe ich drei Fazits aus diesem Lauf. Zum einen werde ich die Strecke in einer neuen Stadt demnächst doch vorplanen oder mindestens eine Richtung bewusst festlegen. Zum zweiten sind touristische Plätze immer geschönt und spiegeln selten das Bild einer Stadt vollständig wieder, auch Lissabon macht hier keine Ausnahme. Und zum dritten bin ich gut in Form, meine Zeit bei diesem Berglauf war beachtlich.
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