Hauptbahnhof Braunschweig Der menschliche Körper überrascht immer wieder, beispielsweise durch seine Regenerationsfähigkeit. Mein Knie fühlte sich wieder vollkommen in Ordnung an, und ganz kurze Zeit musste ich wirklich überlegen, eventuell doch die volle Strecke von Hannover bis Magdeburg mit den Rad zurückzulegen. Die Vernunft siegte, ich nahm den Zug bis Braunschweig.

Den gestrigen Tag hatte ich größtenteils schon auf Bundesstraßen verbracht, und eigentlich hatte ich nicht mehr wirklich Lust, mir eine solche Betonwüste wieder anzutun. Das Wetter war gut bewölkt, immer knapp vor Regen, doch es blieb trocken. So setzte ich mich in Bewegung über die Bundesstraße B1, die mich direkt bis zu meinem Ziel, dem Brandenburger Tor bringen sollte.

Entlang der Bundesstraße gab es teilweise gute Fahrradwege
Gute Fahrradwege entlang der Bundesstraße B1, eine Zeitlang wenigstens

Die Sorge, die teilweise Eintönigkeit der Landschaft der gestrigen Fahrt könne sich wiederholen, wurde zum Glück nicht bestätigt. Wieder waren die Fahrradwege parallel zur Straße gut vertreten und ausgebaut, zumindest bis zur ehemaligen Grenze zwischen West- und Ostdeutschland. Danach ging es weiter über die Straße, und wieder einmal erlebte ich eine Gelassenheit der deutschen Autofahrer, die ich bisher noch nie erlebt hatte.

Kleine Orte auf dem Weg nach Magdeburg
Kleine Örtchen mit großen Häusern auf dem Weg nach Magdeburg

Zwar hatte das Navigationsgerät mit seinen vorgeplanten Routen diesmal nicht die Ambition, mich durch die Felder, Berge und Wälder zu schicken, doch traurig war ich darum nicht. Das Wetter verdunkelte sich zusehend, ein kurzer Regenschauer erwischte mich, ohne dass ich die Möglichkeit zum Unterstellen hatte. Immerhin wurde ich nicht so nass, dass ich auskühlte, die Funktionskleidung war schnell wieder trocken.

Fast an der ehemaligen Grenze
Fast genau an der ehemaligen Grenze zwischen West- und Ostdeutschland

Kurz vor Magdeburg folgte dann mein vorläufiges Highlight des Tages: Während ich noch mit mir am hadern war, ob ich bei Erreichen des Gipfels des aktuellen Anstiegs eine Pause machen und damit riskieren sollte, mitten in einen Wetterumschwung zu geraten, eröffnete sich vor mir das Stadtpanorama von Magdeburg. Auf dem Gipfel selbst standen drei Wagen: Zwei LKWs und eine Kaffeebude. Einem heißen Kaffee konnte ich dann nicht widerstehen, für 50 Cent bekam ich einen Tasse heißes Wasser, die eine Kaffeebohne einmal hatte vorbeihuschen sehen. Aber mir wurde wieder warm an diesem zunehmend kalten Tag, Magdeburg lag vor mir, ich hatte sichtlich keinen Anstieg mehr. Dies sind Augenblicke, die man nicht nachvollziehen kann, wenn man noch nie mit dem Fahrrad gereist ist. Aber Trivialitäten wie einen heißen Kaffee lernt man in solchen Augenblicken mit vollkommen anderen Augen zu sehen.

Haltestelle mit normalen Stühlen
Eine Haltestelle, an der die Bestuhlung – sagen wir mal – ungewöhnlich ist.

Das angefahrene Schwimmbad in Magdeburg war nicht besonders toll, erfüllte aber den Zweck des Duschens. Der Waschsalon war hingegen unfreundlich bis zum Abwinken, wenn auch die Wäsche fast trocken aus der Maschine kam, das war für eine Trocknung auf der Leine Gold Wert. Mein Host für das Couchsurfing an diesem Tag war Klasse und wusste, wo man richtig gut Pasta in Magdeburg essen kann. Der Tag war gerettet, zumal mein Knie zunehmend besser wurde.

Windkraft-Park
Ein Windkraft-Park auf dem Weg nach Magdeburg, da reicht die Panorama-Funktion der Kamera kaum aus.

Auch das Garmin Vista HCx zusammen mit dem Routenplaner der Uni Leipzip hat den absoluten Kracher gebracht. Es hat mich am Vordereingang der Universitätsklinik hineingeschickt und zum Lieferanteneingang wieder heraus. Der Witz: Das war der perfekte Weg.

>>> Bericht vom fünften Tag
<<< Bericht vom dritten Tag

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