Mumpitz, Schwachsinn: Überall Diäten, von Zeitschriften, die Frauennamen tragen, von B-C-D-Promis, die ihre persönliche, vermutlich gefakte Abnehmgeschichte mit viel Marketing in noch mehr Geld verwandeln wollen. Und natürlich gibt es Diäten von allen Lebensmittelherstellern, Light-Produkt-Serien, wohin das Auge sieht und so weit es reicht. Das alles kostet eine Menge Geld, und alle Diäten überschlagen sich mit Versprechungen, versprechen Wunder und den Verlust mehrerer Kilos in wenigen Tagen. Dauerhaft, versteht sich, denn einen Yoyo-Effekt gibt es offensichtlich nicht. Und hungern muss keiner. Man gewinnt manchmal den Eindruck, alleine durch den Kauf der Produkte soll das Abnehmen gelingen, Abnehmen ohne Diät durch Geldbörsen-Aderlass. Immerhin, das Gewicht von jeder Menge Geld ist man tatsächlich dauerhaft los.
Dabei geht es eigentlich sehr einfach. Ich habe innerhalb eines Monats über sieben Kilogramm abgenommen. Und ich habe dafür überhaupt kein Geld ausgegeben. Auch wenn ich es sehr bedauere, ich werde damit auch nie Geld verdienen. Denn es kostet weniger, als „normal“ zu essen.
Abnehmen, die traurigen Fakten
Wer wirklich effizient abnehmen möchte, der sollte sich einmal die Fakten zum Thema Abnehmen anschauen: Ein normal gebauter Mensch benötigt am Tag ungefähr 2.000 Kalorien (eigentlich Kilo-Kalorien, aber ich schreibe hier vereinfacht von Kalorien). Eine zierliche Frau kommt mit weniger aus, ein großer Mann deutlich mehr. Doch bleiben wir in diesem Beispiel bei 2.000 Kalorien als Durchschnittswert.
Ein Kilogramm Festmasse stellt dem Körper etwa 7.000 Kalorien zur Verfügung. Es ist ein normaler Dreisatz: Wenn ihr gar nichts mehr isst, dann müsst ihr für einen Kilogramm Gewichtsverlust rund dreieinhalb Tage ganz auf Kalorienzufuhr, sprich Essen verzichten. Schon an dieser Stelle sollte klar sein, dass Diäten, die trotz Nahrungsaufnahme mehr Gewichtsverlust versprechen, nicht ganz bei der Wahrheit entsprechen können.
Das fatale ist nur, dass ein kompletter Verzicht auf Nahrung nicht nur ungesund, sondern auch kontraproduktiv ist. Denn der Körper braucht Stoffe, die er nicht vorhält. So holt er sich dringend benötigtes Eiweiß aus Muskelgewebe, das er zu diesem Zweck abbaut. Dieses Muskelgewebe ist aber der Motor, der die Kalorien verbrennt. Der Tagesumsatz von 2.000 Kalorien sinkt, und selbst dreieinhalb Tage reichen nicht mehr aus, um ein Kilogramm abzuspecken.
Es gibt ein Wundermittel, dass den Kalorienverbrauch stattdessen in die Höhe treibt: Bewegung. Doch erwartet bitte nicht allzu große Wunder. Zehn Kilometer Jogging verbrennen rund 800 Kalorien, mehr nicht. Nehmen wir an, dass ihr jeden Tag, wirklich jeden Tag eineinhalb Stunden Sport macht, und zwar richtig Sport, dann steigt der Gesamt-Kalorienbedarf auf unglaubliche 3.500 Kalorien am Tag. Damit kann man arbeiten, wir kommen dem Ziel „Abnehmen ohne Diät“ langsam näher.
Abnehmen ohne Diät. Aber mit viel Anstrengung
Nun zur Gegenseite, der Nahrungszufuhr: Habt ihr eine Ahnung, wie viele Kalorien ihr jeden Tag in euch reinschaufelt? Nein? Das Wissen haben die meisten nicht, und das ist der größte Fehler überhaupt. Nehmen wir an, wir wollen in dreieinhalb Tagen ein Kilogramm Fett verlieren. Durch unseren massiven Sporteinsatz stehen uns 3.500 Kalorien Verbrauch zur Verfügung. Also dürfen wir, um 2.000 Kalorien täglich einzusparen, nur 1.500 Kalorien täglich essen. Vorweg: Das ist wirklich nicht viel!
Kommen wir also zu dem, was ihr doch investieren müsst: Block, Papier, Küchenwaage. Ab jetzt müsst ihr ALLES, was euren Mund passiert, bis auf Wasser oder vollkommen kalorienfreier Kost (ja, auch Light-Limonade ist nicht verboten), wiegen und penibel notieren, immer tagesweise. Milch im Kaffee? Schnell mal 20 Kalorien oder deutlich mehr. Ein trockenes(!) Körnerbrötchen? Gerne 300 Kalorien. Eine komplette Dose mit Kitney-Bohnen? Weniger als ein Brötchen. Wenn dann mal Zeit ist, wird addiert und ein Zwischenfazit gezogen. Sind die 1.500 Kalorien erreicht, ist Schluss für den Tag mit Essen. Hilfe gibt es dabei von zahlreichen Online-Kalorientabellen.
Es ist dabei vollkommen egal, was ihr esst. Nehmt ruhig Sahnetorte, Pizza, Burger. Nur werdet ihr relativ schnell feststellen, dass sich diese Essen nicht lohnen. Fleischwurst hat vielmehr Kalorien als gekochter Schinken. Macht es Sinn, sein Kalorienpotential dort zu verbraten?
Zwei Dinge werden passieren: Durch das ständige Aufschreiben werdet ihr schnell merken, wieviel ihr eigentlich zu euch nehmt, so mal zwischendurch. Ein Stück Zucker hier in den Kaffee, ein Keks in der Konferenz, auf dem Nachhauseweg vom Job ein Brötchen, weil der Hunger zu groß bis zum Abendessen ist. Zum zweiten werdet ihr schnell eine Hit-Liste der Lebensmittel aufstellen, die man gut essen kann, ohne zu viele Kalorien auf sein Tages-Blatt schreiben zu müssen. Das ist der erste Schritt zu einer Ernährungsumstellung. Denn Abnehmen ohne Diät heißt leider nicht, es wird nicht anstrengend.
Automatische Ernährungsumstellung
Ist das doch Diät, ein klassisches FDH (Friss die Hälfte)? Nicht ganz, denn genaugenommen handelt es sich um den ersten Schritt einer Ernährungskontrolle. Und eine Ernährungskontrolle mündet irgendwann in einer Ernährungsumstellung, einfach weil es bequemer ist, satt zu werden, als ewig zu hungern.
Es gibt weitere Vorteile dieser „Abnehmen ohne Diät“-Variante: Dadurch, dass ihr alles essen dürft, seid ihr weiterhin gesellschaftsfähig. Mit der Zeit lernt ihr abschätzen, was Dinge wiegen. So ist auch ein Essen im Restaurant machbar, ein Salat zu Beispiel, dessen Zutaten man sich beim kurzen Gang auf die Toilette notiert und die Kalorien abschätzt. Außerdem gibt es einen weiteren, unschlagbaren Vorteil. Eure Investition minimiert sich auf Block, Stift und Küchenwaage. Ansonsten spart ihr das Geld für die nicht gekauften Lebensmittel. Das größte Invest, das ihr tätigen müsst, ist die Zeit für den Sport. Wer dazu nicht bereit ist, der muss sich im Klaren sein, dass er mit dieser Variante des „Abnehmen ohne Diät“ kaum punkten wird.
Letzter Vorteil: Der Erfolg ist praktisch berechenbar. Die Modellrechnung von oben prognostiziert ein Kilogramm in dreieinhalb Tagen. Das hat bei mir genau gepasst, bis auf einen Tag. Und bitte beachtet, dass das Abnehmen nicht linear verlaufen wird. Mal nehmt ihr schneller ab, dann tut sich eine Woche gar nichts, und plötzlich stürzt das Gewicht wieder herunter. Ihr müsst unbedingt in der Stillstand-Phase durchhalten! Denkt daran, Mathematik lügt nicht. Wer mehr Kalorien verbrennt, als zu sich zu nehmen, der wird abnehmen! Berechenbar, und ohne wirkliche Diät.
Wann kommt das Yo-Yo?
Und wann schlägt der Yoyo-Effekt zu? Genau in dem Augenblick, zu dem das unkontrollierte Essen wieder beginnt. Ihr müsst lernen, euch nicht mehr selbst zu betrügen und realistisch einzuschätzen, wie viele Kalorien wann in Ordnung sind. Durch das ständige Notieren wird man mit der Zeit ein Gefühl dafür entwickeln. Die meisten werden entsetzt sein, wie wenig Essen ausreicht, und wie schnell man zuviel zu sich nimmt.
Wenn man das beherzigt, dann wird er nie zuschlagen, der Yoyo-Effekt. Denn dann hat er dafür keine Grundlage. Umgekehrt wird er kommen, wenn ihr nicht versteht, dass diese Form des Abnehmens ein Stück weit in euer Leben einziehen und es verändern muss. Der Block muss in euren Kopf wandern, erst dann könnt ihr auf ihn verzichten.
Ein paar Worte für Sportler
Zwar hatte ich das Abnehmen nicht wirklich nötig, ich habe es allerdings in einer Marathon-Vorbereitung betrieben, um vom Wohlfühlgewicht auf Wettkampfgewicht zu kommen. Da mein Sportprogramm teilweise noch gewaltiger war, als in dieser Modellrechnung, habe ich in meine Ernährung Eiweiß-Präparate eingebaut. Das Zeug hat richtig viele Kalorien und schmeckt scheußlich. Ob es sich gelohnt hat, kann ich nicht sagen, ich wollte aber einem Muskelabbau vorbeugen. Das zumindest hatte geklappt. Wer also hochtrainieren möchte, der sollte ich über die Nährstoffe Gedanken machen.
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